Das Tielbild ist das Resultat von einem Focus-Stacking aus mehreren Makroaufnahmen. Ich hatte es auf facebook in einer Gruppe gepostet, mit dem Hinweis, dass es ein Stacking ist, was ich aus Aufnahmen zusammengesetzt habe, die aus der Hand geschossen wurden. Da die Frage kam, wie ich das gemacht habe, wollte ich es hier gerne kurz beschreiben. Dabei kann und möchte ich beim besten Willen keine wissenschaftliche Abhandlung über Makrofotografie und Focus-Stacking zum Besten geben. Zum einen weil es nicht kann und es für mich der erste Versuch war. Zum Anderen weil ich nur eine kurze praktische Beschreibung zur Verfügung stellen möchte. 🙂
Ich war am hellichten Tag auf einer winterlichen Fototour mit Freunden im Pfälzer Wald unterwegs. Ein Stativ hatte ich nicht dabei, was eigentlich sinnvoll wäre, wenn man Makroaufnahmen machen möchte. Trotzdem wollte ich, mit dem Fujinon XF 35mm f/1,4 Objektiv und dem 16mm Zwischenring MCEX-16 bewaffnet, versuchen, ob ich brauchbare Makroaufnahmen hinbekomme.
Gerade im Makrobereich ist jedoch die Schärfentiefe sehr gering, im Millimeter-Bereich oder sogar nur Bruchteilen davon. Abhängig ist das von verschiedenen Faktoren, wie z.B. dem Abstand zum Motiv und natürlich auch der Blende. Eine einzelne Aufnahme kann daher bei einem dreidimensionalen Objekt wie der Flechte nur einen ganz kleinen Bereich scharf abbilden.
Mit Adobe Photoshop CC (und vielleicht auch anderen Programmen) hat man jedoch die Möglichkeit mehrere Aufnahmen des gleichen Motivs, die unterschiedliche Fokuspunkte haben, als Ebenen bearbeiten und sie automatisiert von PS zu einem Bild berechnen lassen.
Wie geht man nun vor um die einzelnen Bilder zu fotografieren?
Wenn man ein Stativ zur Verfügung hätte, wäre es so, dass man Stativ und Kamera auf das Motiv ausrichtet, und dann mit manueller Fokussierung mehrere Einzelaufnahmen mit unterschiedlichem Fokuspunkt macht. Da ich mangels Stativ dazu nicht die Gelegenheit hatte, habe ich mir anders beholfen:
- Kamera auf High-Speed Serienbildaufnahme
- Fokus auf manuell gestellt und auf kleinsten möglichen Abstand des Motivs voreingestellt
- Mittlere Blende (hier f/7,1) eingestellt
- Belichtungszeit auf 1/100 sec. eingestellt, so dass verwacklungsfreie Bilder aus der Hand gemacht werden können und die Serienbildaufnahme schnell arbeiten kann
- ISO so hoch eingestellt (hier ISO 800), dass die Belichtung korrekt ist
- Dann Feuer frei und dabei die Kamera ein paar Millimeter nach vorne bewegen. Dadurch verschiebt sich der Fokuspunkt der Serienbildaufnahmen immer weiter nach vorne.
Diese 6 Aufnahmen sind die Serie, aus der das Endergebnis zusammengesetzt wurde.
Nachdem nach einigen Versuchen brauchbare Bilder im Kasten waren, galt es diese im Adobe Photoshop CC 2015 zusammenzusetzen. Da ich zur Bildbearbeitung lediglich Lightroom und Photoshop nutze, kann ich zu anderen Programmen oder Vorgehen nichts sagen.
- In Lightroom alle zusammenzusetzenden Makrobilder markieren, bzw. auswählen.
- Über „Bearbeiten in“ -> „In Photoshop als Ebenen öffnen“ die Bilder als Ebenen an PS übergeben.
- Da meine Fotos nicht vom Stativ aus gemacht sind, müssen in Photoshop zunächst alle Ebenen gleich ausgerichtet werden. Dazu müssen alle Ebenen markiert werden und über das Menü die Funktion „Bearbeiten“ -> „Ebenen automatisch ausrichten“ gewählt werden. Auf dem nächsten Bildschirm kann man bei der Projektion Auto auswählen. PS analysiert dann die Bilder und versucht sie korrekt übereinander zu platzieren. Durch die Ausrichtung sind Teilbereiche des Bildes ggfs. nicht gefüllt. Das macht aber nichts.
- Auch das Stacking der Bilder geht weitgehend automatisiert. Bei immer noch markierten Ebenen ist die Funktion „Bearbeiten“ -> „Ebenen automatisch überblenden“ auszuwählen.
- Photoshop analysiert die Ebenen und erstellt Masken für jede Ebene. Der Teilbereich der als scharf erachtet wird, ist in der Maske automatisch weiss maskiert. Zusätzlich wird eine neue obere Ebene erstellt, die das fertige Bild enthält.
Jetzt braucht man nur noch Hunderte von Megabyte freien Platz auf der Platte, um das Bild zu speichern. Ich habe das fertige Bild dann lediglich in Lightroom von der Belichtung und Schärfe angepasst.
Hier ist das fertige Ergebnis, das auch in größerer Ansicht angezeigt werden kann.
Fragen können natürlich gerne hier in den Kommentaren gestellt werden.
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